Groß-Mehßower Teiche – verschwundene Teiche

Babbener-Teich, Kleiner Mühlteich, Quell,- Laich-. und Mittel-Teich, Schneidemühlen-Teich, Rohr-Teich, Guts-Teich und Neuteich, sind alles ehemalige Groß-Mehßower Teiche, die seit Jahrzehnten aus den unterschiedlichsten Gründen aufgegeben wurden. An der Vielzahl der Gewässer läßt sich ablesen, daß die Teich- bzw. Fischwirtschaft im damaligen Groß-Mehßow einen bedeutenden Stellenwert hatte. Nicht zuletzt, weil die günstigen hydrologischen Bedingungen das zuließen. Die Teichwirtschaft ist ein Teil der Landwirtschaft, insbesondere der Tierzucht. Selbst in jüngster Zeit, um 2000, wurden wieder (Klein-) Teiche angelegt – die Tümpel. Diesmal allerdings aus Gründen des Naturschutzes.

Der Schneidemühlenteich. Karte: Flurkarte Groß-Mehßow, 1828. Bestand Staatsarchiv der DDR, 1985.
Preußische, militärische Ur-Aufnahme, Ur-Meßtischblatt 1846. Bestand: LGB.

Am längsten nicht mehr existent ist ohne Frage der Schneidemühlen-Teich. Er erscheint nur auf der alten Flurkarte von 1828, aber schon nicht mehr auf der Preußischen Urkarte von 1846 (Bild links). Schaut man sich in der obigen Karte die Rietzka und die rechts im Bild verlaufende Schrake mit ihren unzähligen Bachwindungen an, die natürlichen Ursprungs sind und vergleicht diese mit dem recht geradlinigen Grabenverlauf am Schneidemühlen-Teich, so kann durchaus der Eindruck entstehen, daß beide keinen natürlichen Ursprung haben, sondern extra angelegt wurden. Geht man davon aus, daß der Schneidemühlen-Teich eine bergbauliche Folge des zweiten Groß-Mehßower Kupferwasserwerkes ist, kann zum Ende des 18. Jahrhunderts durchaus der Wunsch bestanden haben, in dieser Bodensenke einen Wasserspeicher für die Sägemühle der Groß-Mühle anzulegen, falls die Schrake zu wenig Wasser brachte, bzw. unregelmäßig Wasser lieferte.

Und das war durchaus möglich, denn allgemein hatten die Müller, die im Oberlauf eines Flusses saßen und als erste Wasser, also das „Oberwasser“ bekamen, das Recht, ihr Mühlenwehr ungeachtet der tiefer ansässigen Müller nach Belieben zu öffnen oder zu schließen. Das führte natürlich oft zu Beeinträchtigungen für die nachfolgenden Mühlen. Der Groß-Mühle standen drei Mühlen vor, die Klein-Mühle, die Radensdorfer Mühle und die Schrackauer Mühle, die den Wasserhaushalt der Schrake beeinflußten, bevor sie die Groß-Mühle erreichte.

Man zapfte also die Rietzka an, baute einen Graben zu dieser Bodensenke und darüber hinaus bis zur Schrake und flutete alles. Über ein Wehr zwischen Rietzka und Schrake konnte man das Wasser der Rietzka also reguliert in den Schneidemühlen-Teich umleiten. Als Folge erhielt die Klein-Mühle jetzt weniger Wasser. War es schließlich der Klein-Müller, dem dieser Umstand gar nicht gefiel? Denn er mußte mit ansehen, wie das Wasser der Rietzka buchstäblich vor seinen Augen in Richtung Groß-Mühle entschwand. Auch der Klein-Müller litt an den Wasser-Regulierungen der vor ihm liegenden zwei Mühlen. – Der Schneidemühlen-Teich verschwand ganz schnell wieder, Zeitraum etwa um 1830. Seine Größe konnte mit 990 m2 ermittelt werden.

Der Rohrteich diente der Gewinnung von Schilf zur Dachdeckung.

Als nächster Teich wurde der Rohr-Teich im fast gleichem Zeitraum aufgegeben. Dieser Teich befand sich südlich vom Kohlhof und hatte eine Größe von 2600 m2. Der Kohlhof beherbergte Gartenbeete für Gemüse außerhalb der Dorf-Grundstücke, die im nördlichen Teil Eigentum der Gemeinde waren und im südlichen Teil der Gutsherrschaft gehörten. Abgeleitet vom Namen lieferte der Rohr-Teich Schilfrohr zum Decken der Dächer der Gutsgebäude. Ob sich auch die Einwohner, zumindest die Kossäten, daran bedienen durften, ist nicht überliefert. Denn das Volk deckte üblicherweise mit Stroh. Mit Einführung der Dachziegel zur Erhöhung des Brandschutzes wurde dieser Teich überflüssig und aufgegeben. Auf der Preußischen Urkarte von 1846 ist er, genau wie der Schneidemühlen-Teich, bereits nicht mehr verzeichnet. Auch hier der Zeitraum der Auflassung um 1830 anzusetzen. Heute weist der starke Schilfbestand noch auf diesen Teich hin.

Der Rohr-Teich läßt sich heute nur noch an seinem starkem Schilfbestand deuten.
Die alten Teichanlagen sind auf der Karte von 1893 noch verzeichnet. Karte: Karten des Deutschen Reiches 1893.
In der aktualisierten Ausgabe von 1908 sind die Teiche dann verschwunden. Karte: Karte des Deutschen Reiches, 1908.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die nächsten Teiche die aus der Groß-Mehßower Landschaft verschwanden, das waren der Babbener Teich (12 800 m2) und der Kleine Mühlen-Teich (2 700 m2). Auch hier helfen die alten Landkarten wieder, einen Zeitraum zu finden: Auf den Karten des Deutschen Reiches, Ausgabe 1893 (Bild links oben), sind beide Teiche noch verzeichnet, während sie auf der nachfolgenden Karte von 1908 verschwunden sind (Bild rechts oben).

Hier kommt die oben schon erwähnte plötzlich intensivere Beschäftigung der Gutsherrschaft mit ihren Besitzungen in Groß-Mehßow zum tragen. Die inzwischen schon etwa 100 Jahre alten Teichanlagen wurden saniert und dabei legte man diese beiden Teiche trocken. Entweder waren sie bereits soweit zugewachsen und verlandet, daß man eine Sanierung nicht mehr durchführen wollte, denn in der Zeit der Verpachtung der Teichanlagen im 19. Jahrhundert wurden sie wenig gepflegt. Oder man verzichtete generell auf beide, denn Teichfläche war ja noch genügend vorhanden. Man investierte lieber in weniger Teiche. Zeitraum der Aufgabe der beiden Teiche also um 1900.

Wenn man genau hinschaut und die Lage der ehemaligen Teiche anhand von alten Landkarten nachvollziehen kann, so findet man heute noch Spuren ihrer einstigen Existenz. Die Karte zeigt die Blickrichtung für die folgenden Bilder. Hellblau die Wasserfläche, die heute nicht mehr existent ist. Karte: OpenStreetMap.
Der aufmerksame Beobachter, mit einer alten Landkarte in der Hand, kann die ehemaligen Teiche am besten während der Vegetationsruhe noch recht gut erkennen. So zum Beispiel der Kleine Mühlenteich auf obigem Bild. Links und im Vordergrund sieht man den begeh- und früher auch befahrbaren Damm, dahinter ist am Schilfbewuchs der ehemalige Teich auszumachen. Im Vordergrund wurde der Weg durch einen später angelegten Graben gestört. Blickrichtung 1 nach obiger Karte.
Die Fotomontage zeigt den ehemaligen Teich.
Am ehemaligen Wirtschaftsweg (Damm) zwischen Babbener-Teich (links) und Kleiner Mühlen-Teich (rechts).
Die Fotomontage zeigt wieder die ehemaligen Teiche. Blickrichtung 4 nach obiger Karte.
Der Kleinteich-Komplex östlich vom Drehnaer-Teich auf der alten Flurkarte von 1828 (No: 14-17, Separationskarte). Karte aus Staatsarchiv der DDR, 1985.
Der Kleinteich-Komplex 1828. Abgezeichnet von der Flurkarte von Dr. Oskar August, Halle.

Ein halbes Jahrhundert nach dem Ende von Babbener- und Kleiner Mühlen-Teich lief die Nutzung der östlich vom Drehnaer-Teich gelegen drei, eigentlich vier, kleinen Teiche aus: Dieser Kleinteich-Komplex wurde also in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Die Teiche dienten dem Laichen und der Aufzucht von Kleinfischen.

Mit der Enteignung der Groß-Mehßower Gutsherrschaft im Jahre 1945 und der Verstaatlichung ihres Besitzes erfolgte eine Übergabe der Teiche zunächst an die Drehnaer Fischerei und ab 1952 an den zentralisierten Betrieb in Peitz (VEB Binnenfischerei Peitz). Nach dem Ende der DDR erfolgte keine Rückabwicklung – an dem Grund und Boden in Groß-Mehßow und in den anderen Orten hatte wohl niemand Interesse – und so darf sich der Peitzer Nachfolgebetrieb, die Peitzer Edelfisch Handelsgesellschaft mbH, heute als Binnenfischerei mit größter Teichanlage Deutschlands schmücken.

Nach eigenen Angaben bewirtschaftet diese Gesellschaft etwa 4000 Hektar Teichfläche und erntet jährlich etwa 1500 Tonnen Süßwasserfisch. Die Groß-Mehßower Teiche werden allerdings von der Ökologischen Teichwirtschaft Fürstlich-Drehna GbR bewirtschaftet, die die Teiche von der Peitzer Gesellschaft gepachtet hat.

Durch diese Entwicklung, nach 1945, wurden die Groß-Mehßower Aufzucht-Teiche natürlich überflüssig. Die Drehnaer Fischer hatten andere Bezugsquellen für ihre Jungfische. Das Gelände des Mittel-Teiches und des südlich, an der Dorfstraße gelegenen, namenlosen Teiches (insgesamt   4 600 m2) kaufte der Heimatvertriebene Reichelt und errichtete auf dem an der Dorfstraße gelegenem Teich, nachdem er ihn verfüllt hatte, sein neues Zuhause. Er war bei der Drehnaer/ Peitzer Fischerei beschäftigt. Auf dem heute 995 m2 großem Gelände des ehemaligen Laich-Teiches steht ebenfalls ein Haus. Von beiden letztgenannten Teichen ist nichts mehr vorhanden und zu erkennen.

Anders beim Mittel- und Quell-Teich. Der Mittel-Teich befindet sich im eingefriedetem Bereich des ehemaligen Reichelt-Grundstücks und ist insofern noch vorhanden, daß das mit Bäumen bewachsene Teichbett noch besteht und sogar etwas Wasser hat (2019). Den Quell-Teich gibt es als kleines Gewässer noch und er ist begehbar. Der namenlose Teich (vielleicht deshalb?) scheint nicht immer in Nutzung gewesen zu sein, zumindest weisen verschiedene Landkarten darauf hin, indem er nicht verzeichnet wurde. Die Größe des Aufzucht-Teich-Komplexes wurde anhand der Flurkarte von 1828 ermittelt und mit einer gesamten Wasserfläche von etwa 8 700 m2 errechnet. Davon hatten:

  •       Laich-Teich   900 m2                                
  •       Quell-Teich  3 700 m2
  •       Mittel-Teich  2 900 m2                            
  •       Namenloser Teich  1 200 m2
Der ehemalige Mittel-Teich, 2019
Der Quell-Teich im Jahre 2019.
Die zwei südlichen, an der Dorfstraße gelegenen Teiche der Aufzuchtanlage sind heute völlig verschwunden und mit Gebäuden überbaut bzw. nur teilweise überbaut. Das Haus mit dem roten Dach steht auf dem Laich-Teich und die Nachbargebäude (ehemaliges Reichelt-Grundstück) am Rande des namenlosen Teiches. Ganz rechts im Bild ist das um 1800 gebaute Haus der damaligen Eheleute Wolf zu sehen.
Die Lage der ehemaligen Neu-Teiche. Karte: OpenStreetMap.

Nur wenige Jahrzehnte präsent und das als zweitgrößter Groß-Mehßower Fischzucht-Teich war der Neu-Teich (ca. 3,1 ha) mit seinen beiden Fischhälter-Teichen. Durch die Schrake, der Grenze zwischen Groß-Mehßow und Tugam getrennt, befand sich im Norden ein weiterer Neu-Teich (ca. 1,3 ha) in Tugam. Da die DDR-Volkswirtschaft keine regionalen Grenzen kannte, wurden die Neu-Teiche natürlich gemeinsam bewirtschaftet. Die Größe der Teiche konnte anhand eines Luftbildes von 1953 und der heute noch gültigen Flurstücke in etwa ermittelt werden.

Angelegt nach 1945 dienten die Teiche der Erhöhung der Süßwasserfisch-Produktion in dieser Zeit der angespannten Lebensmittellage nach dem Ende des Krieges. Gespeist wurde der Groß-Mehßower Neu-Teich vom alten Schneidemühlgraben, der die heutige Schrake ist und damals sein Wasser von der Rietzka und damit von der westlichen Groß-Mehßower Teichlandschaft bezog. Der Tugamer Neuteich hingegen bekam sein Wasser von der Schrake. Inwieweit hier aber auch Quellen eine Rolle spielten, ist nicht bekannt.

Mit den Auswirkungen des Braunkohle-Tagebaus Schlabendorf-Süd (1977-1991) und der Austrocknung der Mehßower Niederung verschwanden die Neu-Teiche zu Beginn der 1980-er Jahre wieder. Auch am Neu-Teich finden sich heute noch Spuren dieses einst für kurze Zeit zweitgrößten Teiches in Groß-Mehßow.

Mit der Neuanlage des Neu-Teiches wurde ein Teil des Schneidemühlengrabens überflutet und dafür ein neuer Graben in nordöstlicher Richtung als Einmündung in die Schrake angelegt. Heute fließt die Schrake durch den Schneidemühlengraben. Karte: OpenStreetMap.
Blick von Rubans Berg zum Ständer des Neuteiches. Links ist der Teichdamm noch vorhanden. 2019.
Fotomontage mit dem Neuteich.
Blick vom ehemaligem Neuteich zum Ständer.
Fotomontage am Ständer des Neuteiches.

 

 

 

 

 

 

Der Teichdamm (links der ehemalige Teich) und der Abflußgraben zur Schrake. Im Hintergrund der Ständer und Rubans-Berg. Heute sind nur noch der nordwestliche Teichdamm an Rubans-Berg und dieser nördliche Damm mit dem ehemaligem Abflußgraben vorhanden und zeugen vom einstigen Verlauf des Neu-Teiches. Diesen Damm auch noch zu Ackerland umzuwandeln erschien den Verantwortlichen der sozialistischen Landwirtschaft offensichtlich zu aufwendig, Bilder 2019.
Fotomontage zu obigem Bild.

Die Anlage von Teichen hat in Groß-Mehßow eine lange Tradition. Mit dem Kreistagsbeschluß zur Ausweitung des Naturschutzgebietes 1996/97 wurden erneut Gewässer in Groß-Mehßow neu geschaffen, diesmal allerdings in kleinster Form – als Tümpel. Vier davon befinden sich am Groß-Teich. Sie dienen als Laichgewässer für die Rotbauchunke. Das Gewässer darf keine Fische enthalten, sie fressen gern den Laich dieser Froschart. Foto (unten) 2018.

In kleinen angelegten Tümpeln entsteht ein Biotop.
Die Lage der neu angelegten Tümpel am Großteich. Karte: OpenStreetMap.
Teiche in Groß-Mehßow
Die Groß-Mehßower Teiche im Detail – Dorfteich und Großteich.
Die Groß-Mehßower Teiche im Detail – weitere Teiche.