Mehßow entsteht und wird geteilt
Im 13. Jahrhundert, im Zuge der Ostkolonisation (Germanisierung) der slawischen Gebiete, ist mit der deutsch/slawischen Besiedlung der Mehßower Landschaft zu rechnen. Eine anfangs gemeinsame Geschichte der Dörfer des Kirchspiels Groß-Mehßow (Groß- und Klein-Mehßow, Craupe, Radensdorf, Schrackau, Tugam) in Form eines Rittergutes Mehßow, das die damals nur kleinen Außensiedlungen Radensdorf, Schrackau und Tugam mit einschloß, ist sehr wahrscheinlich, was nicht nur die bis heute noch vorhandene Zugehörigkeit dieser Dörfer zur Groß-Mehßower Kirche zu belegen scheint.
Ebenso der gemeinsame Name der beiden heutigen Mehßower Dörfer, Groß-Mehßow und Klein-Mehßow. Während das Klein-Mehßower Gut aus der Zeit dieser frühen deutschen Besiedlung des 13.Jahrhunderts stammt (eine archäologisch nachgewiesene Wasserburg), ist das Groß-Mehßower Gut erst später entstanden. So muß man vermuten, daß Klein-Mehßow den Gutsbezirk (Gutsweiler) und Groß-Mehßow mit den verstreut liegenden Siedlungen Radensdorf, Schrackau, Tugam, das dazugehörige Untertanendorf darstellte (Vorwerk?).
Eine gemeinsame Geschichte also, mit 1! Mehßow, bevor dieses Mehßow in die zwei Dörfer und Rittergüter Klein-Mehßow und Groß-Mehßow zerfällt und die anderen Dörfer sich abspalten. Nur wenige Indizien weisen auf diese mögliche Siedlungsgeschichte hin, die folgenden Karten zeigen und erklären sie:
Gründung des Rittergutes Mehßow
Ein Meißener Ritter (bereits die von Kottwitz?) erhält vom Meißener Markgrafen das Mehßower Gebiet als Lehen. Auf Grund der ungünstigen Bodenverhältnisse dürften die Hufen größer ausgefallen sein, demzufolge auch dieses Rittergutsgebiet. Möglich, daß auch noch Gollmitz dazu gehörte.
Bis auf ein paar slawischen Einwohnern auf dem Groschkenberg ist der neu vermessene Rittergutsbezirk unbesiedelt. An der Schuche entsteht der Herrensitz für den Ritter in Form einer kleinen Wasserburg, aus dem sich ein Gutsweiler, vermutlich mit deutschen Siedlern entwickelt (heute Klein-Mehßow). Das Untertanendorf selbst wird gegenüber dem Moor- und Sumpfgebiet von Schuche und Schrake an dem kleinen Bach Rietzka als Straßendorf angelegt. Hier im nördlichen Uferbereich gibt es eine sumpffreie Anhöhe, die sich zur Besiedlung und Anlegung eines Dorfes und auch zum Bau einer Kirche gut eignet (heute Groß-Mehßow).
Als Siedler und Untertanen müssen vorrangig Slawen, auch die vom Groschkenberg, angesehen werden, denn nicht nur die slawische Sprache ist überliefert, sondern viele Flurnamen und die Bäche in Groß-Mehßow sind slawischen Ursprungs (im Gegensatz zu Klein-Mehßow). So prägen die slawischen Einwohner auch den Dorfnamen Změšow (Smjeschow = Sumpfgegend), von dem sich der heutige Ortsname Mehßow ableitet.
Neben dem Rittersitz im heutigen Klein-Mehßow und dem Untertanendorf im heutigen Groß-Mehßow entstehen noch 3 weitere Außensiedlungen in diesem recht großem Rittergutsbezirk. Es sind Tugom (Tugam), Sraco (Schrackau) und Radowank (Radensdorf), anfangs sicherlich nur eine Hofstelle, aus denen sich später kleine Dörfer entwickeln.
Die Mehßower Hüfner
Die Siedlerfamilien im alten Mehßower Rittergut des 13. Jahrhunderts erhalten ein etwa gleich großes Stück Land, das sie ernähren kann und außerdem noch den Zins an den Ritter zahlen läßt – eine „Hufe“, wie man das Stück Land der (Hufen-) Bauern nennt. Ihre Äcker (Hufenland) liegen in verstreuten, aber regelmäßig parzellierten und zu Feldern zusammengefaßten Schlägen in der Mehßower Flur, ebenso die Wiesen. Mit dem Pachtland bekommen sie außerdem ein ausgedehntes erbliches Nutzungsrecht an den Grundstücken. Sie können also ihr Leben lang auf dem Land bleiben, es auch an ihre Kinder weiter vererben oder anderweitig vergeben, allerdings mit der Maßgabe, daß die Abgaben an den Ritter immer gleichmäßig und pünktlich zu entrichten sind.
Aber letztendlich entscheidet das doch der Ritter bzw. Gutsherr: Er kann sein Land entweder selbst nutzen, oder es eben an Siedler als erbliches oder nichterbliches, veräußerbares oder nichtveräußerbares Pachtland für Gegenleistungen überlassen. Mehßow (Groß-Mehßow) wächst und es entsteht, wie überall auch, ein Dorf in unserem heutigen Verständnis.
Durch Einführung der Dreifelderwirtschaft steigen auch in Mehßow die Ernteerträge und tragen so dem Bevölkerungswachstum Rechnung. Angebaut werden vorrangig Getreide als Hauptnahrungsmittel, außerdem Hülsenfrüchte, Flachs und Lein. In den Hausgärten wachsen Gemüse und Kräuter, stehen Obstbäume. Das Prinzip der Dreifelderwirtschaft bringen die Deutschen mit. Den Slawen ist es nicht bekannt, sie arbeiteten nach dem Prinzip der Feldgraswirtschaft.
Die Siedler teilen das alte und das neue, durch Rodung gewonnene, Ackerland genau nach den Bestimmungen der Dreifelderwirtschaft ein. Dabei ist es so, daß nicht jeder Bauer allein die Dreifelderwirtschaft anwendet, indem er seine Hufe entsprechend dreifach gliedert, sondern es war die Dorfgemeinschaft, die großflächig Dreifelderwirtschaft betreibt. Hierzu wird, wie die Karte zeigt, die Groß-Mehßower Dorfflur insgesamt in drei Flurstücke eingeteilt, in denen jeder Bauer seinen Anteil erhält. Damit entsteht nicht nur ein Flurzwang, sondern auch ein festgelegter Fruchtwechsel, dem sich alle unterzuordnen haben.
Jedes dieser drei Flurstücke liegt abwechselnd immer für ein Jahr lang brach. Dabei wird im ersten Jahr der Acker also nicht bearbeitet und der natürliche Aufwuchs als Weide genutzt. Der Boden kann sich regenerieren und durch den Mist der Tiere erfolgte eine Düngung. Im Herbst wird gepflügt und Wintergetreide gesät. Im folgenden zweiten Jahr erfolgt im Frühsommer die Ernte. Anschließend dient der Acker als Stoppelweide für das Vieh.
Im dritten Jahr wird im Frühjahr gepflügt und Sommergetreide gesät. Nach der Ernte im Spätsommer läßt man das Feld wieder brach liegen und der Rhythmus beginnt von neuem. Diese Fruchtfolge muß also von allen eingehalten werden, sonst kann die Dreifelderwirtschaft nicht funktionieren. Die Weiden in Mehßow werden allerdings durchgängig genutzt, denn neben dem Ackerbau betreiben die alten Mehßower auch Viehzucht. Beides bedingt einander. Das Vieh ist nicht nur Nahrungslieferant, sondern erzeugt auch den notwendigen Dünger. Erst Ackerbau und Viehzucht zusammen ermöglichen das Überleben der Mehßower.
Mehßow (heute Groß-Mehßow) ist ein reines Bauerndorf.
Zerfall und Auflösung des Rittergutes Mehßow
Spätestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts kommt es zum Zerfall des Rittergutes Mehßow. Tugam und Schrackau werden entweder durch Erbfolge oder andere Umstände herausgelöst. Schrackau fällt an das Rittergut Drehna und Tugam gehört 1447 einem Herrn von Wildenhain und schließlich dann auch zum Drehnaer Rittergut.
Auch das Dorf Mehßow (Groß-Mehßow) wird veräußert, zuerst an einen Nickel von Zieckau (1441 erwähnt) und schließlich ebenfalls an das Drehnaer Rittergut derer von Drauschwitz. Damit ist Mehßow geteilt und wird nun in Groß- und Klein-Mehßow unterschieden. Die Drauschwitz errichten im nunmehrigen Groß-Mehßow einen Rittersitz westlich der Kirche.
Das Mehßower Restgut (Rittersitz in Klein-Mehßow mit Radensdorf) gelangt an Hans von Buxdorf, der im Schloß Bornsdorf residiert und inzwischen die Dörfer Riedebeck, Waltersdorf, Gehren, Grünswalde, Trebinchen, Wanninchen, Gliechow, Kemmen, Schadewitz, Groß-Jehser, Presenchen und verschiedene wüsten dorfstetten sein Eigen nennen darf.
1489 verkauft dieser Hans von Buxdorf alle diese Besitzungen, einschließlich Klein-Mehßow an Götz von Wolfersdorf. Ob nun Buxdorf oder Wolfersdorf – das Radensdorfer Gebiet wird von Klein-Mehßow getrennt und verkauft oder vielleicht auch nur vererbt. Damit ist das alte Rittergut Mehßow in 5 Teile bzw. Dörfer (Groß-Mehßow, Klein-Mehßow, Tugam, Schrackau und Radensdorf) zerfallen und hat sich aufgelöst. Dieser Prozeß dürfte zu Beginn des 16. Jahrhunderts abgeschlossen gewesen sein.
Die neuen Rittergüter aus dem zerfallenen Rittergut Mehßow
Was an das alte Rittergut Mehßow der Gründerzeit noch erinnert, das ist die Mehßower Region/Mehßower Landschaft und die Kirchenzugehörigkeit aller alten Mehßower Siedlungen zur Kirche in Groß-Mehßow – bis in heutiger Zeit. Ansonsten gehen die ehemals zusammengehörenden eigene Wege:
Klein-Mehßow, der Rittersitz aus der Gründungszeit, unterhält anfangs mehr Verbindungen zu und mit Mallenchen, auf Grund der Zugehörigkeit zum Bornsdorfer Gutskomlexs in der Buxdorf´schen und Wolfersdorf´schen Zeit, späterhin bleibt es jedoch ein kleines, zumeist selbständiges Rittergut bis 1928. Danach gehört es bis zur Enteignung 1945 dem Craupaer Gutsbesitzer. 1960 wird Klein-Mehßow ein Ortsteil von Groß-Mehßow und bildet dadurch, zumindest Verwaltungsmäßig, nach 500 Jahren wieder eine Einheit mit dem Schwesterdorf.
Radensdorf und das neue Craupe. Der neue Besitzer von Radensdorf gründet ebenfalls ein Gut. Er wählt dazu eine geographisch-strategisch günstige Lage östlich des Ortes am Krauper Graben. Dieser kleine Bach, der in einem etwa 700 m östlich gelegenem Quellgebiet entspringt, speist als ein Nebenarm die westlich fließende Schuche. In einer Art Spornlage am Rande dieses sumpfigen Baches (97 m NN) wird das Gutshaus errichtet. Die Sumpfzone (Anmoor) umschließt, in einer strategisch günstigen Lage, die Nord- und Ostseite des Gebäudes. Vorgelagert sind wenige Bauernsiedlungen – es entsteht ein Gutsweiler, wie einst in Klein-Mehßow. Aus diesem Gutsweiler entwickelt sich später in einer Siedlungsaktion südlich vom Gut das Dorf Kraupe (Craupe) als eigenständige Gemeinde und Gemarkung. Trotzdem bleiben Craupe (Rittergut) und Radensdorf (Untertanendorf) über Jahrhunderte hinweg wirtschaftlich verbunden – zuerst als Rittergut Craupe und heute ist Radensdorf ein Ortsteil von Craupe.
Schrackau und Tugam verbleiben über Jahrhunderte bis 1945 bei der Standesherrschaft Fürstlich-Drehna, Tugam weiterhin als ein Ortsteil von Fürstlich-Drehna bis in heutige Zeit. Schrackau kommt nach 1945 als ein Ortsteil zu Craupe.
Groß-Mehßow trennt sich erblich ganz schnell wieder von Drehna und schreibt fortan seine eigene Geschichte als Rittergut.