Schrackauer Unglücksfälle

Den 22ten Octobr (1772) ließ Christian Böttcher Alt-Richter zu Sraco sein Töchterlein, alt 6 Jahr mit einer Abdankung beerdigen.

Die theure Zeit und der große Mangel benöthigter Nahrungsmittel hatte die Eltern in die äußerste Armuth gesetzet, zugleich auch die unordentliche Haushaltung unter den alten und ungen (jungen) Wirtsleuten selbige vergrößert, so daß endlich die Mutter ihres lieblosen und ungläubigen Herzens dervon gegangen und die Kleinen unerzogenen Kinder dem alten Vater auf dem Halß gelaßen, wodurch diese unschuldigen Seelen aller höchst nöthigen Worte und Pflege beraubet wurden. Das Söhnlein sowohl, welches am 2ten Septembr begraben worden, als auch das Töchterlein, starben an der Dysenterie (Ruhr), welche von allerhand im Frühjahre hinein gegeßenen Kraut und da die Nahrungs-Säfte verdorben, entstanden war. Zu dieser Zeit herrschte überhaupt die Rothe Ruhr in vielen Orten, weil die meisten Menschen in den neuen Brodtssaft unersättlich seyn wollten.

Den 9ten März (1773), gegen 4 Uhr Nachmittags verunglückte abermals in Sraco eine Person, nemlich Christian Lieskens Bauers auf Kunzens Guthe einziges Töchterlein, indem der Vater einen Baum Holz vor dem Hirten Hause abladet und sein Kind derbey aus Unvorsichtigkeit vom Baum getroffen wird, daß es nach etlichen Stunden, den Geist aufgeben mußte, den 11ten darauf wurde es mit einer Abdankung unter Vergießung vieler Thränen beerdiget. Fast gleicher Zeit vor 5 Jahren, neml. den 14ten März ändete der Pächter aus Kalkwitz in der Scracoischen Bauern Heide sein Leben durch einen Baum, und vorm Jahr, den 9ten Julii (July, Juli) fiel sich Lehmann zu Tode, daß also in etl. Jahren 3 gählinge (jährliche) Todesfälle in diesem kleinen Dorfe geschehen sind. Gott schenke diesen Leuten Erkenntnis zu Buße und Glauben, an unsern Versöhner aller Weltsünden aus Gnaden!

Johann Christian Meister, Pastor zu Groß-Mehßow.