Der Lausitzer Grenzwall (auch Niederlausitzer Grenzwall, Lausitzer Höhenzug, Lausitzer Landrücken oder Niederlausitzer Landrücken genannt) ist ein schmaler, bewaldeter Höhenzug, der von Nordwesten aus dem Fläming bei Dahme kommend nach Südosten bis in die Sorauer Gegend der östlichen Niederlausitz (Polen) quer durch die südliche Niederlausitz verläuft. Die Ausdehnung des Lausitzer Grenzwalls beträgt rund 150 km, bei einer wechselnden Breite von 1,5 bis 15 km. Die Oberfläche ist eine wellenförmige Hochebene, die an einzelnen Stellen zu bergartigen Hügeln ansteigt. Diese erreichen Höhen von 151 m auf dem Austenberg bei Dahme und 227 m auf dem Rückenberg bei Sorau, als höchste Erhebung des Lausitzer Grenzwalls und zugleich der gesamten Niederlausitz, wie auch historisch gesehen der ganzen Provinz Brandenburg.
Der Lausitzer Grenzwall stellt aber nur ein Teilstück des Südlichen Landrückens (Märkisch-Schlesischer Landrücken) dar, eines großräumigen, eiszeitlichen Endmoränenzuges, der sich von Nordwest nach Südost von den Schwarzen Bergen bei Hamburg, über die Lüneburger Heide, Colbitz-Letzlinger Heide, Hoher und Niederer Fläming, Lausitzer Grenzwall, Trebnitzer Katzengebirge (Trebnitzer Landrücken, Poln.: Trebnitzer Wall) am Bober in Schlesien bis zu den Flüssen Warthe und Malapane ausdehnt.
Unterteilt wird der Lausitzer Grenzwall von Nordwest nach Südost in Luckau-Golßener Lobus, Drehna-Luckauer Lobus, Calauer Hochfläche, Drebkau-Altdöberner Lobus, Spremberger Lobus, Muskauer Faltenbogen und Sorauer Wald. In Polen wird das östlich der Neiße gelegene Teilstück des Lausitzer Grenzwalls (Sorauer Wald) gemeinsam mit dem Trebnitzer Katzengebirge als Trebnitzer Wall bezeichnet.
Namensdeutung und Namensstreit
Der Name Lausitzer Grenzwall leitet sich einmal von dem Umstand ab, daß er in seinem südöstlichen Verlauf in etwa die Grenze zwischen der Niederlausitz und der Oberlausitz markiert. Nordwestlich ist das nicht gegeben, weshalb er hier auch gern als Niederlausitzer Landrücken bezeichnet wird. Zum anderen bezeichnet er den von den eiszeitlichen Gletschern aufgeschütteten Endmoränenwall. Die Bezeichnung Lausitzer Grenzwall stellt – wie oftmals auch anderen Ortes – eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Fachleuten dar. So ist der historische Name Lausitzer Grenzwall in jüngerer Zeit oftmals als falsch angesehen und durch den sozialistischen Namen Niederlausitzer Landrücken ersetzt worden; ein Name, der zukünftig empfohlen wird.
Namensgeber für den Lausitzer Grenzwall war der Geodät und Kartograph Heinrich Berghaus (1797-1884), der sich um 1820 mit diesem Höhenzug befaßte. In seinem bekanntem Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz (2. Band 1855) beschreibt er den Höhenzug:
Die Nebenflüsse der Spree…entstehen sämtlich innerhalb der Provinz Brandenburg auf oder an dem bemerkenswerthen Höhenzuge, den ich den Lausitzer Gränzwall nenne…
In der ältesten Bedeütung des Ausdrucks Lausitz müssen wir die Höhenzone, welche die Nieder-Lausitz von der Ober-Lausitz trennt, ihren Gränzwall nennen,…sie kann aber auch die Lausitzer Scheidehöhe genannt werden, wenn der Name Lausitz…mithin die niedere Lausitz von der obern unterschieden wird… Diese Bodenschwelle, welche auf einem großen Theile ihres Zugs die politische Gränze (Grenze, d. Verf.) zwischen der Ober- und der Niederlausitz bildet, erstreckt sich von…der Ostseite der Stadt Sorau bis zu ihrem Anschluß an den Bläming (Fläming, d. Verf.) fast 20 Meilen (158 km, d. Verf.) weit…
Der Botaniker Paul Friedrich August Ascherson (1834-1913) durchwanderte Jahrzehnte später den Lausitzer Grenzwall und nennt ihn in seinem Buch Flora der Provinz Brandenburg (1864) den Lausitzer Höhenzug. Durchgesetzt hat sich aber der Name Lausitzer Grenzwall, so wird er in vielen Publikationen benannt (z. B. Rudolf Lehmann: Geschichte der Niederlausitz).
In der DDR (Deutsche Demokratische Republik) wurde der sozialistische Name Niederlausitzer (Lausitzer) Landrücken für den Lausitzer Grenzwall geprägt, als eine Ableitung vom Südlichen Landrücken. (Zum Beispiel in Ackerunkrautgesellschaften der Dübener Heide und des Fläming, Horst Jage, 1972.) Der Niederlausitzer Landrücken endet dann auch im Muskauer Faltenbogen im Tal der Neiße, an der deutsch/polnischen Grenze. Seine Länge beträgt nur etwa 100 km (Lausitzer Grenzwall 150 km).
Die Befürworter des Namens Niederlausitzer Landrücken plädieren für die Verwendung dieses Namens, weil der Lausitzer Grenzwall (ihrer Meinung nach) weder unmittelbar eine Grenze darstellt, noch (genau genommen) ein Wall ist, da Wälle von Menschenhand angelegt sind.
Entstehung des Lausitzer Grenzwalls
Entstanden ist der Lausitzer Grenzwall, wie die gesamte ihn umgebene Landschaft, in den erdgeschichtlichen Eiszeit-Epochen (Pleistozän), die insgesamt in einem Zeitraum zwischen 450 000 – 11 700 Jahren vor unserer heutigen Zeit liegen. In den Kalt- oder Eiszeiten dieser erdgeschichtlichen Entwicklung führten Niederschläge in Form von Schnee in Skandinavien zur Inlandseisbildung. Diese Eismassen schoben sich nun südwärts, erreichten unsere Mittelgebirge und bedeckten weite Teile des nördlichen Mitteleuropas mit einer meterhohen Decke. Man schätzt, daß die Eisdecke über der Ostsee 4 000 Meter und in der Lausitz 400 Meter stark war. Das Eis hobelte die Erdoberfläche regelrecht ab und nahm die eingefrorenen Erdmassen mit sich bzw. schob sie vor sich her. Dabei formte das Eis auch unsere heutige Landschaft mit seinen Höhen und Tälern. Dort, wo die Ausläufer der gewaltigen Eismassen zum Stillstand kamen, wurden große Geröllmassen abgelagert, der sogenannte Endmoränenwall. Ein Teil dieses mächtigen Walles ist der Lausitzer Grenzwall.
Für unser Gebiet entscheidend ist die vorletzte Eiszeit, also die mittlere der drei großen Eiszeiten:
In der Saale-Kaltzeit, vor 300 000 – 130 000 Jahren waren die Gletschermassen mit einer Höhe von fast 1000 Metern in unser Gebiet vorgestoßen. Sie kamen durch die Aufschüttung von Erdmassen im Raum Wüstermarke, Walddrehna, Weißack, Gahro, Crinitz, Groß-Mehßow, Werchow, Drebkau bis Sorau zum Stillstand und hinterließen hier als ehemalige Eisrandlage die Endmoräne, den Lausitzer Grenzwall (Niederlausitzer Landrücken) mit Höhenlagen zwischen 100 m und 227 m über NN. Dazu zählen die Berge Austenberg bei Dahme 151 m, Wachtberg in der Rochauer Heide 158 m, der Brautberg bei Gollmitz 158 m, der Kesselberg bei Cabel 160 m, der Hohe Berg bei Döbern 184 m und als höchster Berg der Rückenberg bei Sorau mit 227 m.
Beschreibung
Beim Abschmelzen der Gletscher sanken Steine, Sand, Ton und alles, was sonst noch im Gletschereis eingeschlossen war, zu Boden. Dieser Absatz bildet als Geschiebemergel oder Geschiebelehm die Grundmoräne. Der Höhenzug des Lausitzer Grenzwalls ist im wesentlichen aus Endmoränen, Grundmoränen und Sandern aufgebaut. Sein Relief ist bewegt und durch Senken und Täler gegliedert. Der Grenzwall bildet durch seine Erhebung eine Wasserscheide im Gebiet der Niederlausitz. Südlich fließen die Gewässer zur Elster hin, nördlich wird in die Spree entwässert. Nur die Spree und die Neiße durchbrechen von Süden kommend den Lausitzer Grenzwall und fließen in Richtung Norden weiter. Aber auch die Dahme und der Bober durchqueren den Südlichen Landrücken und bilden die Grenzen zum Fläming im Nordwesten und zum Trebnitzer Katzengebirge im Südosten. Auf Grund des sandigen, armen Bodens wird wenig Ackerbau betrieben, vielmehr finden sich reichlich Kiefernwälder.
Am Nordrand des Lausitzer Grenzwall sind zahlreiche in der Eiszeit geformte kleine Becken und Täler entstanden, die in das größere Luckau-Calauer Becken übergehen. In unserer Region sind das, neben dem Mehßower Becken, das Crinitz-Drehnaer Becken, Gahro-Weißacker Becken, die Babbener Rinne, Schrackauer Rinne, der Gollmitzer Graben, u. a. In diesen kleinen Becken findet man viele kleine Dörfer.
In der Mehßower Landschaft liegt der Lausitzer Grenzwall südlich, während seine Ausläufer die Landschaft westlich und östlich umfassen. Weiter nördlich befindet sich die relativ ebene Grundmoräne – das Luckau-Calauer Becken – mit einer durchschnittlichen Höhe von 80 m NN. Diese (eigentlich zwei) große, flache Becken bei Luckau und bei Calau sind in die Grundmoräne eingesenkt, die mit Beckentonen gefüllt sind und grundwassernahe anmoorige Böden zeigen. Das Luckau-Calauer Becken weist gute Böden auf und wird landwirtschaftlich stark genutzt. Im gesamten Gebiet wechseln sich Ackerbau und Forstwirtschaft gleichermaßen ab, wobei je nach Bodengüte unterschiedliche Verteilungen auftreten. In den feuchten Niederungen findet sich Dauergrünland.
Die bewaldeten Endmoränen im Wechsel mit den eingeschittenen kleinen, nach Norden offenen Becken (oder Tälern) bei Gehren, Bornsdorf, Weißack, Crinitz, Mehßow und Altdöbern geben der Landschaft unserer Heimat ein charakteristisches Aussehen. Trotz ungünstiger landwirtschaftlicher Bodenverhältnisse sind Besiedlungsaktionen anzutreffen, wie z. B. in Zeiten größeren Bevölkerungswachstums in der Bronzezeit (1200 v.u.Z.) oder der Ostkolonisation (ab 1200). Die ständig wachsende Bevölkerung rodete auch Flächen auf dem Lausitzer Grenzwall, um Siedlungen und Äcker anzulegen.
So entstanden in den Randbereichen der Becken und auf den Hochflächen des Grenzwalls Heidestrukturen und die sogenannten „Bauernheiden“. Lediglich die Kernwaldgebiete, wie die Rochauer Heide und die Babben-Rehainer Heide, blieben von dieser Entwicklung verschont. Auch in der Folgezeit wurden sie als Viehweide (Eichelmast) und Jagdrevier (Rotwild, Auerwild) genutzt und erhalten. Bereits im 14. Jahrhundert fielen aber etliche Dörfer auf dem Lausitzer Grenzwall wüst. Die kargen Sandböden waren schnell ausgezehrt und extremer Wind- und Wassererosion ausgesetzt. Um nicht zu verhungern, gaben die Einwohner ihre Höfe auf. Die Ortsnamen Wüstermarke und Sorge erinnern noch an diese Notzeiten. Die Heideflächen verbuschten langsam wieder.
Südlich des Lausitzer Grenzwalls schließen sich die Niederlausitzer Randhügel an. Sie bilden einen wechselnd breiten, altsaaleeiszeitlichen Platten- und Höhenzug aus Grund- und Endmoränen.
Die Teufelssteine auf dem Lausitzer Grenzwall
Ortsfremde Findlinge, als beständige Zeugen der früheren Eiszeiten, sind im Gebiet des Lausitzer Grenzwalls an vielen Fundstellen anzutreffen. Große Blöcke bilden jedoch eine Seltenheit, wie z. B. die Teufelssteine am Königsberg bei Gehren und im Kemmener Forst
Aber auch die kleineren Findlinge sind seltener geworden. Vor Jahrhunderten wurden damit Kirchen und andere Gebäude gebaut oder Straßen gepflastert. Nach der Gründung der LPG-en (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft der DDR) und dem folgenden Einsatz größerer Technik wurden auch die Felder tiefer gepflügt. Das brachte viele Findlinge aus der Erde, die früher durch den Pflug nicht erreicht wurden. Den Bauern ärgerten sie, von den Feldern abgelesen fanden sie sich in großen Haufen als Lesesteinhaufen am Feldrand wieder.
Große Findlinge mit einem Volumen von über 5 m³ sind auf dem Lausitzer Grenzwall allerdings selten anzutreffen. Der bedeutendste und bekannteste Findling in Südbrandenburg ist der Teufelsstein bei Gehren. Er mißt 4,5 m Länge, ca. 2,5 m Breite, hat einen Umfang von 12 m und ragt etwa 1,5 m aus dem Boden heraus. Sein Volumen beträgt fast 20 m³ und seine ursprüngliche Heimat liegt im skandinavischem Grundgebirge.
Um einiges kleiner und weniger bekannt ist der Teufelsstein bei Kemmen. Mit 12 m³ hat er trotzdem noch ein beachtliches Volumen und wird auf etwa 20 t geschätzt. Der Findling besteht aus fein- bis mittelkörnigem Granit und zeigt deutliche Klüftungs- und Verwitterungsmerkmale.
Als Kemmener Stein auf kurzem Wege vom Gollmitzer Bahnhof aus zu erreichen wirkt der Name etwas irritierend. Tatsächlich liegt er aber auf der Kemmener Feldmark, etwa 2,5 km südlich der gleichnamigen Gemeinde und nur etwa 100 m von der Gollmitzer Grenze entfernt, am Rande der Calauer Schweiz.
Der Name Teufelsstein geht auf eine Sage zurück, nach der der Teufel mit diesen großen Steinen nach christlichen Kirchen warf, um sie zu zerstören. Er unterschätzte aber seine Kraft und die Steine gingen weit vor ihrem Ziel im Wald nieder bzw. verfehlten sie ihr Ziel.
Interessant am Kemmener Stein ist eine Bohrung und ein abgeplatztes Stück. Wollte man ihn teilen oder nur Untersuchen? Zu erreichen ist der Teufelsstein über zwei Wege, wobei der von Gollmitz aus vorzuziehen ist (siehe Karte).
Raseneisenstein
Auf und am Lausitzer Grenzwall findet man auch die nach der Eiszeit entstandenen Raseneisensteinvorkommen. Es handelt sich hierbei um aus Grobsanden und Kiesen mit Eisenhydroxiden verfestigtes Gestein (Bild links). Raseneisenstein galt als Rohstoff für die Eisengewinnung, schon bei den Germanen, und als Baumaterial (z. B. Kirche in Groß-Mehßow), da er sich gut bearbeiten läßt und durch seine Poren eine effektive Wärmedämmung aufweist.
Das im Volksmund allgemein nur als Raseneisenstein geläufiges Erzvorkommen differenzieren die Geologen aber noch in den tatsächlichen Raseneisenstein (Raseneisenerz), der nur in den Feuchtniederungen vorkommt und den Eisensandstein (Ortstein, Brauner Sandstein) auf den Höhenlagen des (z. B.) Lausitzer Grenzwalls. Die ehemals zwei alten Abbaugebiete für Eisensandstein in der hier betrachteten Region, Babben-Crinitz-Fürstl. Drehna-Groß Mehßow, befanden sich auf dem Finkenberg und im Wolfsdickicht. Beide Steinbrüche liegen auf der Feldmark (Gemarkung) von Babben, das vor 1945 zur Standesherrschaft Fürstlich-Drehna gehörte. Und die beutete die Gruben zur Baumaterialgewinnung auch aus, für u. a. Bauten in Fürstlich-Drehna.
Finkenberg. Auf dem 142 m hohem Finkenberg, einer Höhe in den Babbener Bergen, findet man viele kleine, etwa 1 Meter tiefe Senken (Gruben) vom über Jahrhunderte lang abgebauten Eisensandstein. Vermutlich handelt es sich hierbei um den ältesten Steinbruch, der auch das Baumaterial für die erste Groß-Mehßower Steinkirche im 14. Jahrhundert lieferte.
Pastor Christian Wilhelm Bronisch aus Groß-Mehßow vermerkte in seiner um 1820 verfaßten Chronik von Großmehßo: Das Material, woraus die frühere hiesige Kirche und die untere Hälfte des noch stehenden Thurmes gebaut worden, nämlich ein grober brauner eisenhaltiger Stein (Granit?) aus dem Babbenschen Steinbruche, scheint diesem Gebäude ein hohes Altertum zu bescheinigen.
Unmittelbar unter einer dünnen Waldbodenschicht findet man noch heute den rostig-braunen bis braun-schwarzen Eisensandstein. Er zeigt sich in mittel- bis grobsandiger, teils kiesiger Struktur, die durch eisenoxydhaltige Einbindungen verfestigt ist.
Der nördliche Aufstieg zum Finkenberg ist beschwerlicher (Bild links). Günstiger erreicht man ihn von Babben aus.
Kleine, knapp 1 Meter tiefe Abbaugruben auf dem Finkenberg (Bild rechts).
Unmittelbar unter einer dünnen Schicht von Laub, Kiefernadeln und Humus liegen zahlreiche Eisensandsteine (Bild links). Bei klarem Wetter hat man vom Finkenberg aus eine gute Fernsicht (Bild rechts).
Etwa 1 km vom Finkenberg entfernt erreicht man – einen interessanten Wald durchwandernd – den ehemaligen Steinbruch Wolfsdickicht.
Wolfsdickicht. Ein weiteres Abbaufeld von Eisensandstein befand sich im Wolfsdickicht. Auch dieses ist an der Störung des Waldbodens erkennbar. Der Zugang ist problemlos aus allen Richtungen möglich, der Abbau erfolgte offensichtlich durchgängig, obwohl sich in der Nachbarschaft auch kleine Gruben, ähnlich wie auf dem Finkenberg finden lassen. Allerdings kann es sich hierbei auch um kleine ehemalige Kiesgruben handeln, denn gegenüber des alten Eisensandsteinbruchs befindet sich eine etwa 1 Hektar große, offensichtlich nur noch sporadisch genutzte Kiesgrube aus jüngerer Zeit (20. Jahrhundert). Zwischen dem alten Steinbruch und der jüngeren Kiesgrube verläuft ein Waldweg, der von Fürstlich-Drehna nach Babben führt.
Die Mächtigkeit des Eisensandsteins soll im Wolfsdickicht und auf dem Finkenberg bis zu zwei Meter betragen haben. Auch in der erst im 20. Jahrhundert erschlossenen Kiesgrube Babben befindet sich Eisensandstein. Möglich, daß dieser für den Kleinbedarf in Babben gegraben wurde. Das Ur-Meßtischblatt von 1846 weist allerdings nur die beiden Steinbrüche im Wolfsdickicht und auf dem Finkenberg aus.
Beim Eisensandstein ist der Eisengehalt gegenüber dem Raseneisenstein bedeutend geringer. So enthält der Eisensandstein in der Kiesgrube Babben nur 14,4 % und auf dem Finkenberg gar nur 5,7 % Eisen. Hauptanteil, mit rund 80 – 90 %, ist Quarz (SiO2) – vereinfacht gesagt: Sand. Bog iron ore – also in Brandenburg a raw material with important economical history. SITSCHICK, H., LUDWIG, F., WETZEL, E., LUCKERT, J. & TH. HÖDING
Der alte Steinbruch im Wolfsdickicht. Vor Ort ist deutlich die durchgängige Störung des Waldbodens durch den Eisensandsteinabbau sichtbar (auf den Fotos hingegen weniger gut).
Die Sandgrube im Wolfsdickicht wird offensichtlich nur noch sporadisch genutzt. Was auf dem rechten Bild wie Eisensandstein aussieht, hat keine Festigkeit.
Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafhums Niederlausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg, auf Veranlassung des Staatsministers und Ober-Präsidenten Flottwell, bearbeitet von Dr. Heinrich Berghaus. Erster Band. Brandenburg, 1854. Druck und Verlag von Adolph Müller:
Im Gebiete von Babben, einem zur Standesherrschaft Drehna des Luckauer Kreises gehörigen Dorfe, steht ein Steinbruch in Betrieb, von dessen Gestein es zweifelhaft ist, welcher Formation es zugezählt werden müsse. Die Felsart ist sehr grob gewoben, bricht leicht und hat eine rothbraune Farbe, wie Lohe. Sie muß schon sehr früh zu Bauten benutzt worden sein; denn der untere Rumpf des Kirchthurms in Groß-Mehßow, einem benachbarten Dorfe, ist augenscheinlich aus grob gehauenen Stücken dieses Gesteins erbaut. Dieser Bau aber muß, da nach der Meißner Stiftsmatrikel vom Jahre 1346 die genannte Kirche schon damals bestand, dieser Zeit vorangegangen sein.
Man darf annehmen, daß die Anlage der Kirchen im Allgemeinen vor jener der Klöster erfolgt ist. Nun aber wissen wir aus dem Chronicon des Pirnaer Dominicanermönchs Tilianus, daß das vormalige Dominicane Kloster in Luckau im Jahre 1291 von Wolfart von Drauschwitz auf Drenow und Groß Mehßow gestiftet worden. Babben gehörte von jeher zur Herrschaft Drenow (jetzt Drehna) und das Geschlecht der Drauschwitz (dessen Stammhaus unstreitig das Dorf Drauschwitz in der Ober-Lausitz ist) besaß jene Güter noch bis gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts. Gegen Ende des 16., als das Kloster der Säculari sirung verfiel, reklamirten die von Drauschwitz die Grundstücke desselben zu Gunsten des Pfarrlehns in Groß-Mehßow aus dem Grunde, weil ihre Vorfahren Stifter beider Institute gewesen, – vergeblich zwar, weil sie zur protestantischen Kirche übergetreten waren, – und dies läßt uns schließen, jener Kirchbau schon im 13. Jahrhundert, wo nicht im 12. ausgeführt worden.
In der Folgezeit ist dieses Gestein von Babben wegen des Holz-Ueberflusses in dortiger Gegend fast gar nicht als Baumaterial benutzt worden; aber neüerdings, da auch dort die Holzpreise sehr in die Höhe gegangen sind, wird es zu Scheünen, Stallgebaüden u.s w. verwandt. (Handschriftliche Nachrichten des Pfarrers Bronisch zu Pritzen bei Alt-Döbern, vom 19. März 1853. Bronisch war früher Prediger zu Groß- Mehßow). Nach Brahl’s Ansicht könnte das Gestein entweder ein Braunkohlensandstein (Molasse) sein, oder auch eine Grauwacke aus dem ältern Uebergangsgebirge.
Drei Meilen südwestlich von Babben bei Rathstein, im Kreise Liebenwerda des Regierungsbezirks Merseburg, und unfern der Gränze der Provinz Brandenburg, findet auf einer solchen Grauwacke ein bedeütender Bruchbetrieb Statt, indem derselbe ein vorzügliches Wegebaumaterial abgiebt. (Schreiben des Directors des Königl. Bergamts zu Rüdersdorf, Bergraths Vrahl, vom 27. Mai 1853). Auch das Schloß Hartenstein in der Stadt Torgan steht auf einem Grauwackenfelsen.
Das Dorf Babben liegt an einem Bergabhange der Höhenzone, welche auf ihrem Zuge von O. nach W. die Lausitz in zwei Ebenen theilt, eine obere und untere, und die, einem großen Theile ihrer Erstreckung nach, auch wirklich die politische Gränze zwischen der Ober- und Nieder Lausitz bildet. Weiter unten bei der Darstellung des Tertiärgebirgs komm‘ ich auf diese bemerkenswerthe Scheidungshöhe ausführlicher zurück. Babben mag gegen 470 Fuß über der Meeresfläche liegen.
Der Luckauer Kreis führt uns an die Gränze der Mittelmark zurück. In diesem Kreise giebt es ein Eisensteinlager bei Babben oder Baben, einem zur Standesherrschaft Drehna gehörigen Vorwerke und Dorfe, wo die Raseneisensteine in einem mehrere Morgen großen Lager mit einer Mächtigkeit von 8 bis 10 Fuß (?) anstehen sollen. Die Steine werden zum Bauen verwendet. Ferner finden sich Rasenerzlager bei Bernsdorf, Drehna, Frankena, Schilda und Schönwalde bei Sonnewalde; und im nördlichen Theile des Kreises in der großen Niederung, welche den Unter-Spreewald mit der Baruther Niederung verbindet (S. 232), bei Groß Lubolz, bei den Stadt-Luckauischen Dörfern Freywalde und Schönwalde und bei der Stadt Golßen.
Quellen: U. a. hauptsächlich Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg. Nr. 3: Lübbenau-Calau. 1995. Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e. V.