Groß-Mehßow

Groß-Mehßow ist der Hauptort in der Mehßower Landschaft. Das Dorf war auf Grund seiner Kirche und der Funktion als Parochialgemeinde Jahrhunderte lang geistig-kulturelles Zentrum der Bewohner der Mehßower Landschaft – hier wurde man getauft, ging zur Schule und wurde schließlich konfirmiert. Viele heirateten in hiesiger Kirche und weitaus mehr fanden ihre letzte Ruhe auf dem Groß-Mehßower Kirchhof und später auf dem Friedhof Groschkenberg.

Politisch Administrativ und dem Rechtswesen gemäß zerfiel die Mehßower Landschaft ziemlich schnell wieder, kurz nach ihrer Gründung als Lebensgemeinschaft im 13. Jahrhundert. Groß-Mehßow, Schrackau und Tugam kamen an das Rittergut Drehna und Klein-Mehßow (ursprünglicher Mehßower Rittergutssitz) mit Radensdorf und der späteren Gemarkung Craupe bildeten das Mehßower Restgut.

Heute gehört nur noch Tugam zu Fürstlich-Drehna und zum Landkreis Dahme-Spreewald (LDS). Groß-Mehßow und Klein-Mehßow bilden eine Ortsgemeinschaft ebenso wie Craupe mit Radensdorf und Schrackau. Diese beiden Ortsgemeinschaften, Groß-Mehßow und Craupe, werden derzeit als Ortsteile der Stadt Calau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz (OSL) definiert.

Die Gemarkung (Feldmark) von Groß-Mehßow. Karte: OpenStreetMap.

Von der Siedlungsform her gesehen ist Groß-Mehßow ein Straßendorf. Die Gemarkungsgröße (Feldmark) beträgt 636,7907 Hektar (1998) und die Einwohnerzahl betrug 2020 111 (1999 145). Groß-Mehßow und auch Klein-Mehßow deuten durch die Endung -ow auf wendischen  Namenursprung hin. Groß-Mehßow heißt auf wendisch  Změšow (sprich: smjeschow) und Klein-Mehßow  Změšowk (sprich: smjeschowk). Pfarrer Bronisch – er war der erste Ortschronist von Groß-Mehßow (1820) – deutete die Namen von masajsch und smasajsch (schmieren, mit etwas Flüssigem bedecken; mas = Wagenschmiere, Teer). So kann Mehßow nach dem Moor- und Sumpfbereich der Mehßower Niederung mit den Bächen Schrake und Schuche in der einst sehr quellreichen Feldmark seinen Namen erhalten haben, was am wahrscheinlichsten ist.

3. Kirchenbuch Groß-Mehßow.

Beide Mehßo (Groß- und Klein) haben ihren Namen höchstwahrscheinl. von masajsch und smasajsch, schmieren, illinere, mit etwas Flüssigem bedecken; daher heißt Mas = Wagenschmiere, Theer. Nun ist aber der Sumpfbusch das eminens und potius in dem Character der hiesigen quellreichen Feldmark, es war also natürl., daß das Dorf nach ihm benannt wurde, iso gut als Lugk von seinem Lug (Sumpf) den Namen hat. Kleinmehßo heißt sonach der Kleine Sumpf, entweder von der Niederung nach der Tugamschen Grenze hin, oder von der Sumpfgegend in der Nähe der Mallenchenschen Ziegelscheune, eine in nassen Jahren ziemlich grundlose Stelle, wo nach dem ältesten Kirchenbuche sogar einmal eine Person umgekommen ist (1. Kirchenbuch Toten­verzeichnis von 1610).Von beiden Orten ließe sich also das gleiche prädizieren und Groß – wie Kleinmehßo ist ein Lutetiae. (Aus: Chronik von Großmehßo größtentheils aus den Nachrichten der Kirchenbücher zusammengetragen von C. W. Bronisch, d. Z. Pfarrer, 1820. Christian Wilhelm Bronisch lebte im 19. Jahrhundert und war Pfarrer und Sprachwissenschaftler).

Eine andere Ableitung wäre der Teer, der Standort einer Teersiede. Professor Alexander Buttmann schreibt in seinem 1856 verfaßten Buch Die deutschen Ortsnamen mit besonderer Berücksichtigung der ursprünglich wendischen in der Mittelmark und Niederlausitz:

Auch Moosarten und Pilze erscheinen in der Reihe der namensgebenden Pflanzen… Das Moos heißt wendisch ten  mech  oder moch, daher Mössow oder Mehßo im Kreis Kalau, wendisch smeschow  mit vorlautendem s wie in sgorelz; ferner Mochow und Mochlitz im Kreis Lübben, wendisch ebenso…

Im 20. Jahrhundert hat man die Ortsnamen auch von Personennamen abgeleitet: Zemesow = Besitzdorf des Zemes, eine Kurzform von  Zemeslaw  (der durch Landbesitz Berühmte). Die Schreibweise hat sich im Laufe der Jahrhunderte laufend geändert. Ursache ist der Umstand, daß es keine einheitliche Schreibweise, so wie heute gab. Der Ortsname wurde aufgeschrieben, wie man ihn von den Einwohnern hörte:

1429 Meso                          1447 Meissaw             1448 Meyssaw               1449 Meßow

1495 Messaw/ Mesaw      1527 Messo                 1555 Großmasse            1626 Mehßow

1644 Groß Meeßow           1714 Gr. Messa           1725 Gr. Messe             1750 Gr. Meße

1757 Gr. Mehße                 1758 Gr. Mehso          1761 Groß Meiße          1850 Gr. Messow

 

 

 

Namensverwandte Ortschaften

Ortsansicht von Messow 1943. Alte Postkarte.

Groß- und Klein-Mehßow haben einen direkten Namensverwandten in dem Dorf  Messow im Kreis Crossen/Oder. Es liegt heute in Polen und heißt Maszewo. Weitere Ähnlichkeiten sind die Orte Meesow und Massow in Hinterpommern (Polen) und ein Massow in Mecklenburg und in Brandenburg. Aber auch Personennamen stehen in Beziehung zu beiden Orten. Da sei an erster Stelle der Cahnsdorfer Heimatmaler Curt Messow (1912-1986) genannt. Im Bundesdeutschen Telefonbuch von 1998 finden sich 128 Namen Messow oder Meßow.

Messow. Eine direkte Namensverwandtschaft zu Groß- und Klein-Mehßow bildet das Dorf Messow. Es liegt im Kreis Crossen, im heutigen Polen und nennt sich auf polnisch Maszewo. Messow wurde bereits 1251 urkundlich erwähnt. Nacheinander waren verschiedene Adelsgeschlechter, insbesondere die von Rothenburg und von Löben, ansässig. Um 1600 erwarb das kurfürstliche Amt Crossen das Dorf. Das von diesem eingerichtete große Vorwerk wurde im 19. Jahr-hundert im Zuge der Agrarreform ein Gut bürgerlicher Besitzer und 1906/07 in Siedlerstellen aufgeteilt. Den Kern der Dorfgemeinschaft bildeten jedoch über die Jahrhunderte hinweg 16 Bauern mit ihren Familien. Dazu gehörten das Gut, die Kirche, eine Schule und zwei Gastwirtschaften. 1939 hatte der Ort 753 Einwohner und 2005 460.

Die alte Kirche von Messow. Alte Postkarte von 1943.

Eine Gemeinsamkeit gibt es mit Groß-Mehßow: Auch Messow hat heute die dritte, eine junge Kirche. Die erste Kirche war ein Holzbau und stammte aus der Zeit der Christianisierung. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde eine Steinkirche errichte, die gerade zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 fertiggestellt werden konnte. 1909/11 erfolgte dann der Bau der heutigen Kirche. In den ersten Februartagen des Jahres 1945 sprengten deutsche Truppen das Oberteil des Turmes, damit die nachrückenden sowjetischen Truppen ihn nicht als Beobachtungsstelle nutzen konnten. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurden auch in Messow von den Russen vertriebene Polen angesiedelt.

Die gläubigen Katholiken restaurierten die Kirche. Kanzel, Taufe, Orgel und die Seitenemporen blieben erhalten. Lediglich der Kirchturm ist niedriger und ohne Dachreiter.

Das Dorf Messow. Karte des Deutschen Reiches 1908.

Heute ist Messow (Maszewo) der Hauptort einer aus 16 Dörfern gebildeten Großgemeinde. Die wirtschaftliche Gegenwart der einst deutschen Schiffer- und Gutsdörfer ist öde. Durch die Landflucht ist die Einwohnerzahl der Großgemeinde auf etwa 3 000 gesunken. Die kleinen Landwirtschaften bringen kaum Ertrag, und eine Industrie gibt es nicht. So liegt die Arbeitslosigkeit bei 27 %. Messow hat eine kommunale Partnerschaft mit Welzow; man tauscht Delegationen, Erfahrungen und vor allem besuchsweise Schüler aus, läßt die Jugend hoffnungsvoll europäische Gemeinschaft pflegen.

Meesow. 200 Kilometer nördlich von Messow liegt Meesow, ein weiterer Namensverwandter. Ähnlich wie in Groß-Mehßow, gab es drei Wohngebiete mit insgesamt 60 Häusern: das Dorf Meesow, das Vorwerk und eine Ziegelei. 1925 wurden 562 Einwohner gezählt, 1939 waren es 465. Obwohl Meesow eine eigene Kirche hat, gehörte die Kirchengemeinde zum Kirchspiel Roggow A (ein Dorf, wenige Kilometer nördlich gelegen). Meesow hatte ein Gut und eine Bahnstation. Den Ort quert das Flüßchen Ückeley, das in den 2 Kilometer entfernten, nordwestlich gelegenen Quernsee mündet.

Auch in Meesow wurde nach Kriegsende 1945 die deutsche Bevölkerung vertrieben und der Ort polonisiert – als Mieszewo findet man ihn heute auf der Landkarte wieder…

Die Kirche in Meesow. Foto: Tomek Mechliński. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ko%C5%9Bci%C3%B3%C5%82_w_Mieszewie_2.jpg

 

Das Dorf Meesow in Hinterpommern. Karte des Deutschen Reiches 1908.
Namensverwandte Orte. Karte: OpenStreetMap.