Der verschwundene Stahlhelm

Das Kriegerdenkmal 1922. Foto: Unbekannt..

Auch die Groß-Mehßower Kirchengemeinde gedachte ihrer in den letzten Kriegen gefallenen Soldaten durch Gedächtnistafeln und ein Kriegerdenkmal. Für die Gefallenen des 1. Weltkrieges ist 1922 ein Gedenkstein vor dem Kircheneingang aufgestellt worden. Während der Groß-Mehßower Gutsbesitzer, Baron von Patow, und der Pfarrer, Alfred Klenke für einen Findlingsstein aus heimatlicher Erde waren, hatte die Gemeinde einen vom Steinmetz gehauenen Obelisken im Sinn. Nur mit großer Mühe gelang es beiden, die Gemeinde für den Findling zu überzeugen.

Man fand den Stein, der auf 150 Zentner  (7,5 Tonnen) geschätzt wurde, in einer sumpfigen Schonung rechts vom Schrackauer Weg. Fast schien es, als sollten die technischen Schwierigkeiten beim Herausheben des Granitblocks und der Transport den Plan vereiteln. Aber mit Hilfe von Hebeln und Flaschenzügen, Rollen und Bohlen, gelang es nach monatelangen Bemühungen den Stein zu heben. Er wurde auf einen Balkenschlitten gesetzt und nur durch Menschenkraft Zentimeter für Zentimeter zu seinem neuen Standort bewegt. Bei der Aktion halfen alle aus dem Dorf mit: Kinder und Greise, Baron von Patow und Pfarrer Klenke, der Lehrer, die Gutsarbeiter und alle Hausbesitzer. Sie alle spannten sich vor lange Taue und gemeinsam schafften sie es, den Stein dorthin zu bewegen, wo er heute noch steht.

Es zeigte sich, daß der Stein von Natur aus so günstig beschaffen war, daß der Steinmetz ihn nur ganz wenig zu bearbeiten brauchte. Er flachte die drei Seiten des Steines ab und gravierte auf die zwei Rückseiten die Namen der Gefallenen ein.

Auf der Rückseite des Gedenksteines stehen die Namen der Gefallenen aus Groß- und Klein-Mehßow, Radensdorf, Schrackau und Tugam.

Am Sonntag, dem 18. Juni 1922, fand am Nachmittag – nachdem der Regen mittags aufgehört hatte- eine ergreifende Totenfeier in der weihevoll geschmückten Kirche statt. Der Baron Bernhard von Patow gedachte in seiner Rede des Heldenmutes der Gefallenen, und Pfarrer Klenke hielt die Totenweiherede über den Denkmalsspruch. Der Männergesangverein und der Schüler- und Frauenchor unter Leitung vom Lehrer Loßack umrahmten musikalisch die Heldenfeier. Stehend hörte die Gemeinde die Verlesung der Namen der Gefallenen an. Anschließend fand die Einsegnung des festlich geschmückten Gedenksteines statt. Mit Sprüchen wurde die Kranzniederlegung begleitet. Gesänge, ein dreimaliger Ehrensalut wurde geschossen und ein Parademarsch des Groß-Mehßower Kriegervereins bildeten den Abschluß der würdig und erhebend verlaufenen Feier.

Am Abend fand dann im Gasthaus ein Familienabend statt. Nach der Begrüßungsrede folgten Gesänge, Gedichte und musikalische Darbietungen. Bach (Meditation), Wagner (Einzug der Gäste) und Schubert (Militärmarsch) wurden von Fräulein Klenke und Herrn Rabitzsch aus Cottbus dargeboten und bildeten den Höhepunkt des Abends. Der Studienassessor Merker gab fesselnde Schilderungen aus seiner Heimat, einem von den Siegertruppen besetzten Gebiet. Der Zapfenstreich, mit anschließendem Gebet, ließ den gut gelungenen Abend ausklingen.

Nach dem 2. Weltkrieg, 1945, wurden die National-Sozialisten von den International-Sozialisten abgelöst. Obwohl beides Sozialisten, verfolgten letztere eine doch andere Glaubensrichtung und empfanden den eingemeißelten Stahlhelm am Groß-Mehßower Gedenkstein als störend: „Der Stahlhelm muß weg!“ – so die Forderung an die Groß-Mehßower Kirchengemeinde. Die wollte aber den schönen Gedenkstein nicht zerstören und beschloß, den Stahlhelm einfach mit einer Schicht Mörtelputz verschwinden zulassen, auf bessere Zeiten hoffend.

 

2009 wurde das Denkmal wieder in seiner alten Form hergerichtet.

1990 waren schließlich auch die International-Sozialisten am Ende, die DDR verschwand, aber niemand konnte sich mehr an den Stahlhelm erinnern, weil man sich in den letzten Jahrzehnten an den Anblick des zugeputzten Denkmals gewöhnt hatte. Es war der letzte ortsansässige Pastor, Gerhard Schröder, der 1999 den Hinweis auf den versteckten Stahlhelm gab. Zehn Jahre sollten noch vergehen, bis der Stahlhelm befreit werden konnte.