In vorchristlicher Zeit, als die Lusitzi noch in Změšow in einer kleinen Siedlung im Schatten einer vor Jahrhunderten zerstörten Burganlage lebten, die sich auf dem Grozischcze (Groschkenberg) befand, begegneten sie immer wieder kleinwüchsigen Menschen, die in ihre Siedlung kamen – den Lutki´s. Die Lutki waren zumeist bärtige Menschlein, die weiße oder auch rote Kleidung trugen. Sie tauchten in der Změšower Siedlung urplötzlich auf, waren sehr freundlich, ehrlich, hilfsbereit und borgten sich gern Arbeitsgeräte oder Wirtschafts-gegenstände aus, die sie nach wenigen Tagen wieder zurück brachten. Aus Dank halfen sie dann den Menschen im Haus oder auf dem Feld. Die Lutki waren gute Geister, wenn sie von den Bewohnern gut behandelt wurden. So stellte man ihnen abends ein kleines Gefäß mit Essen auf die Türschwelle. War es am nächsten Morgen leer, wußte man, daß sie noch da waren und es dankbar annahmen. Ein Bauer, der einmal in der Mittagshitze hinter seinen Pflug her ging, dachte bei sich: Ein Stück Brot und ein Krug Buttermilch wäre jetzt gut. Als er seinen Pflug wendete, fand er beides in der Ackerfurche. Die Sprache der Lusitzi beherrschten die Lutki aber nicht gut, und so kam es immer wieder mal zu Mißverständnissen.
Da die Lutki meist von der Rietzka herunter kamen und auch dort entlang wieder verschwanden, schlich man ihnen eines Tages mal heimlich nach und entdeckte ihre Wohnungen auf einer sandigen Hügelkette mitten im Wald. Man sah dort viele Steine, und es hieß, die Lutki wollten einen Turm bauen. Außerdem fand man Tongefäße mit kleinen Henkeln für die doch zierlichen Hände der Lutki. Manche Gefäße enthielten Knochen von einer Feuerbestattung. Da nur wenige Knochenreste in dem Gefäß lagen, war klar, daß sie von den kleinwüchsigen Lutkis stammen mußten. Die Gefäße hatten wundersame Kräfte. Tränkte man damit das Vieh, so beugte man Krankheiten vor. Sahne, die darin gesäuert wurde, war fetter und ergab eine schmackhaftere Speise. Selbst Krankheiten verschwanden schnell, wenn man aus diesen Gefäßen trank.
Als dann eines Tages Fremde nach Změšow kamen, sich neben den Lusitzi niederließen, die Fremden dann aber noch eine Kirche mit einer lauten Glocke darin bauten, verschwanden die Lutki allmählich. Sie flüchteten in das Erdinnere, denn ihnen war das Gebimmel zu laut. Die Fremden nannten sich selbst Deutsche, und in ihrer Sprache hießen die Lusitzi Wenden, die Lutki Luttchen, aus Změšow wurde Meso, und noch heute gibt es die Luttchen-Berge (auch Luttkenberge genannt, wendisch Ludkowa gora) in Groß-Mehßow.
Soweit die Sage der Slawen (Wenden). Tatsächlich brachten die Wenden die in den sandigen Hügeln westlich von Groß-Mehßow (hinter dem späteren Drehnaer Teich) gefundenen Urnen mit den Luttchen im Zusammenhang, nicht wissend, daß es sich in dieser Zeit um ein etwa 2000 Jahre altes Gräberfeld früher Einwohner der Bronzezeit handelte. Und die kleinen Menschen, die sie gesehen hatten? Nun, in der Zeit der Völkerwanderung, als die germanischen Stämme in den Westen zogen, blieben wohl Teile der Bevölkerung zurück. Als dann die Wenden einwanderten, konnten sich die paar Zurückgebliebenen wahrscheinlich nicht gegen die wendische Übermacht behaupten und machten sich, im übertragenem Sinne, klein, sie duckten sich. Den Wenden erschienen die Germanen klein, weshalb sie von ihnen als lutki (slawisch „kleine Leute“) bezeichnet und zur Sage wurden.
Nur eines ist sicher: Die Bezeichnung Luttken-Berge, für die sandige Hügelgruppe hinter dem Drehnaer Teich, stammt aus der wendischen Zeit Groß-Mehßows, ab etwa dem 11./12. Jahrhundert und ist heute nahezu vergessen.