Kirche

Die Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde Groß-Mehßow bildet ein Kirchspiel. Das heißt, die Groß-Mehßower Kirche betreut als Mutterkirche auch die Nachbardörfer Klein-Mehßow, Craupe, Radensdorf, Schrackau und Tugam mit. Zu ihr gehören etwa 230 Gemeindeglieder. Die Verwaltung wird aus dem Gemeindekirchenrat gebildet. Da Groß-Mehßow seit 1969 keinen eigenen, ortsansässigen Pastor mehr hat, wird die Gemeinde von den Nachbar-Pfarrsprengeln versorgt. Derzeit ist das Pfarramt Groß Jehser zuständig. Telefon: 035439 247.

Das alte Kirchensiegel.

Die Kirche

Die Groß-Mehßower Kirche, ein im neugotischem Stil errichtetes Bauwerk, ist noch relativ jung. Sie wurde zwischen 1862 und 1864 auf der gleichen Stelle erbaut, auf der sich bereits zwei frühere Kirchen befanden.

Der Haupteingang der Kirche befindet sich am Turm, es ist der einzige Zugang für die Besucher. Andere Kirchen haben zum Teil noch ein oder zwei weitere Eingänge an den Seiten des Kirchenschiffes. Über der Tür sind mehrere interessante Plastiken angebracht. Augenscheinlich die obere, die ein menschliches Gesicht zeigt. Links und rechts befinden sich jeweils zwei weitere, kaum noch erkennbare Figuren, die vielleicht Tierkreiszeichen sein könnten. Alle Plastiken sind in Raseneisenstein gearbeitet, stammen mit großer Sicherheit aus der alten Kirche und haben unter Umständen ein sehr hohes Alter. So könnte das Gesicht einen slawischen Götzenkopf darstellen. An der Ostseite der Kirche ist eine fünfseitige Altarnische (Apsis) angebaut. Zwei Türen, links und rechts dieser Nische, dienten als Eingang der Groß- und Klein-Mehßower Gutsherrschaften zu ihren vom Dorfpublikum abgeteilten Logen und dem Pfarrer als Eingang zur Sakristei. Beide Eingänge haben doppelte Türen.

Durch den Haupteingang gelangt man zuerst in das Erdgeschoß des Turmes. Früher wurden hier die Glocken mittels zweier Stränge, die von den Glocken bis in das Erdgeschoß reichten, geläutet. Die Durchführungen sind an der Decke noch sichtbar. Heute läutet eine elektrische Anlage, die ebenfalls von hier aus bedient wird. Über eine zweiteilige Tür mit bunten Glasscheiben gelangt man in das Innere der Kirche. Der Gang von der Tür bis zur zweistufigen Altaranhöhe ist als Muster aus achteckigen Backsteinen und hellen quadratischen Steinen gepflastert. Links und rechts an diesem Gang stehen je 16 Bankreihen, und an jeder Wand befindet sich noch eine Sitzreihe. Somit gibt es hier 280 Sitzplätze. Insgesamt finden in der Groß-Mehßower Kirche etwa 450 Menschen einen Sitzplatz.

Auf der linken Seite unter dem Ende der Empore befinden sich die Gedenktafeln für die Toten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und des 2. Weltkrieges 1939/45. Ebenfalls links, in der Nähe des Altars, ist ein kleiner separater Raum abgeteilt, als Sakristei. Die Sakristei diente dem Aufenthalt des Pfarrers und der Aufbewahrung gottesdienstlicher Gegenstände. Der Zugang ist von der oben schon erwähnten Außentür oder vom um zwei Stufen höher gelegenen Altarbereich über eine kleine Treppe, die in den nun tiefer gelegenen Raum führt, möglich. Eine Treppe führt zur Empore über der Sakristei. Dieser Bereich ist durch eine kleine Brüstung von der Empore des Publikums getrennt und hat einen Zugang zur Kanzel. Analog der Sakristei wurde auf der anderen Altarseite die Loge für die Gutsherrschaften eingerichtet. Im Groß-Mehßower gab es während der Bauzeit der Kirche nur zwei ortsansässige Gutsherrschaften, die Groß-Mehßower und die Klein-Mehßower. Für Tugam und Schrackau saß die Gutsherrschaft in Fürstlich-Drehna und für Radensdorf in Craupe. Und Craupe gehörte wiederum zur Groß-Jehserer Kirche. Allgemein war es in den Kirchen üblich, daß die Herrschaften standesgemäß nicht mit dem Volk auf einer Bank und Reihe saßen, sondern sie beanspruchten eigene Bereiche (Logen) in der Kirche.

Die Decke des Kirchenschiffes ist eine in Muldenform gebrochene Balkendecke, darunter befindet sich die Hufeisenempore. Der Fußboden der Kirche besteht aus Backsteinpflaster. Allgemein erhielt die Kirche eine sehr schlichte Ausstattung. Der aus Holz gefertigte neugotische Altaraufsatz ähnelt einem dreiteiligen Flügelaltar. Er enthält keine Bilder. Die Kanzel befindet sich links neben der Altarnische und ist auf einer Säule aufgesetzt. Die Felder an der Kanzelbrüstung sind ebenfalls ohne Bilder. Kanzel und Säule wurden aus Holz gearbeitet.

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In der Mitte des Kirchenschiffes, vor dem Altar, steht der Taufstein. Er stammt aus der alten Kirche, besteht aus Sandstein und hat eine gedrungene, runde Kelchform. Im oberen Teil sind ringsum vier gleiche, wappenähnliche Reliefs eingearbeitet, die Lilien darstellen könnten. Die Bauart mit dem großen und tiefen Sandsteinbecken, das nicht mehr genutzt wird, geht wahrscheinlich auf die Zeit der Reformation (16. Jahrhundert) zurück. Damals forderte Martin Luther mit aller Entschiedenheit: vellum Baptisandos penitus in aquam immergi (ich möchte, daß die Täuflinge vollständig im Wasser untergetaucht werden). Auch andere Reformatoren, wie Buggenhagen, forderten das vollständige Untertauchen. Daraus läßt sich schließen, daß der Taufstein aus dem 16. oder sogar 15. Jahrhundert stammen dürfte. Noch im gleichen Jahrhundert der Reformation ging man aber teilweise zu der weniger strengen Taufform über, indem man an Stelle der großen, mit einem flachen Holzdeckel verschlossenen Vertiefung eine Schüssel aufstellte. In dieser Form findet man heute den Taufstein vor. Er ist oben mit einem Holzaufsatz abgeschlossen, in dem sich eine flache Taufschale befindet. Diese ist ein Geschenk zur Kirchmeß am 8. November 1842 vom Geheimen Oberfinanzrat Freiherrn von Patow, dem damaligen Gutsbesitzer. Die Schale trägt folgende Inschrift: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Der Kirche zu Gro[s Mehsow 1842

Die Orgel.

Die Schleifladenorgel wurde 1801 gebaut. An ihrer rechten Seite ist der Aufgang zum Turm. Hier befinden sich das elektrische Gebläse für die Orgel, die Uhr und die Glocken.

Die Glocken in den Kirchen erlangten als Signalinstrument und Kultgerät im Volksbrauch und Volksglauben ihre Bedeutung. Das Glockengeläut regelte früher den Ablauf des Arbeitstages. Die Groß-Mehßower Kirchenglocke(n) wurde(n) morgens, mittags und abends geläutet. Heute ist in unseren Dörfern und Städten davon nur noch das Mittags- und Abendläuten geblieben. Die Glocken riefen aber auch zu kirchlichen Feiern und verkündeten Ereignisse, die das alltägliche und religiöse Leben in der Gemeinde betrafen: Feuer-, Sturm-, Gerichts-, Markt-, Not-, Braut-, Beichtgeläut usw. Eine weitere Bedeutung des Glockengeläuts lag in der Abwehr und Vertreibung von Unheil, so als Pest- und Wettergeläut. Bei der Herstellung brachte man an der Glocke Inschriften, Schmuckelemente und bildliche Darstellungen an und weihte die neue Glocke (Glockentaufe), was die Abwehrkraft der Glocke verstärken sollte. Die Groß-Mehßower Kirche hat das Glück, noch ihre alten Glocken zu besitzen. Denn viele andere Kirchen mußten in den zwei Weltkriegen des 20. Jahrhunderts ihre Glocken als Rohstofflieferanten an die Munitionsfabriken abgeben. Von den etwa 500 Bronzeglocken und Dutzenden Stahlglocken, die bis 1940 allein in der Kunstgießerei Lauchhammer entstanden, haben den 2. Weltkrieg nur 36 bronzene überstanden. Alle anderen wurden zu Kriegsgerät umgeschmolzen oder sind in der Glut der Bombenfeuer geborsten und zersprungen. Fast wäre die kleine Glocke vom Groß-Mehßower Kirchturm eingeschmolzen worden, denn man hatte sie 1942 schon abgeben müssen, erhielt sie aber nach dem Ende des Krieges wieder zurück. So beherbergt der Kirchturm heute zwei sehr alte Glocken. Sie wurden aus der vorigen Kirche übernommen und wieder eingebaut. Die größere Glocke hat einen Durchmesser von 76 cm, ist 64 cm hoch (ohne Krone), trägt keine Inschrift, und stammt vermutlich aus dem 14. Jahrhundert. Auf der kleineren Glocke finden sich eine Figur, ein Kreisrelief und zwei Schriftzüge. Sie hat einen Durchmesser von 63 cm, eine Höhe von 57 cm (mit Krone 69 cm), und entsprechend auch einen helleren Klang. Gegossen wurde diese Glocke 1497 von Johannes Brautschneider. Der umlaufende Schriftzug ist 5 cm hoch, und trägt die Inschrift: deus in carnem venit mortuus est et resurexit anno dm m° cccc° lxxxxvll° Darunter befindet sich ein in die Gußform geritztes Relief der heiligen Magdalena mit Krone und Salbgefäß. Etwa gegenüber steht in Schreibschrift der Name des Gießers: johannes brautßneyder. Das acht Zentimeter große Kreisrelief zeigt die Kreuzigung in Perlstegumrandung. Vier Siegelabdrücke umgeben das Relief.

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Die beiden Glocken. Links die größere und rechts die verzierte Glocke.

Das Kreisrelief auf der Glocke.

Die Glocken, das Taufbecken, die Orgel und die Steinfiguren sind Zeugnisse vergangener Jahrhunderte. Dazu gehörten bis zum Beginn des 20. Jahrhunders zwei sehr alte Abendmahlskelche mit Inschriften in Mönchsschrift. Beide Kelche waren vergoldet. Der breitere, aber kürzere 310 Gramm schwere trug am Schaft oben die Inschrift Got waldi (Gott walte) und in der Mitte auf einem kranzartigen Vorstoß stand AVE MRA (Ave Maria) und ganz unten wiederum AVE MRA. Der zweite war 90 Gramm schwer und höher. Die Schrift kaum leserlich: Oben die Worte Got hilf , in der Mitte Maria gl (glohria?) und unten dom a pia (oder Mariam oder Maria do). Der Verbleib beider Kelche ist noch nicht geklärt. Entweder stehen sie in einem Museum oder befinden sich in einem Wohnzimmer im fernen Rußland. Im Lagerbuch von 1888 sind sie noch aufgeführt. Einen weiteren Schatz stellen die fünf Kirchenbücher dar. In diesen Büchern wurden über Jahrhunderte hinweg die Taufen, die Trauungen und die Beerdigungen aller Gemeindemitglieder verzeichnet. Hin und wieder findet man auch Eintragungen von besonderen Ereignissen.

Kirchengeschichte

Seit dem 10. Jahrhundert unternahmen die Deutschen Vorstöße die Slawen zu unterwerfen und sie zum christlichen Glauben zu zwingen. Diese Christianisierung verlief nicht immer problem- und gewaltlos, hielten die Slawen verständlicherweise an ihren eigenen Göttern fest, und wollten sich nicht einfach dem christlichen Glauben der Deutschen unterordnen. Nach der wenig erfolgreichen gewaltsamen Bekehrung ging die katholische Kirche einen anderen Weg. An den selben Stellen, wo die Opferaltäre und Tempel der Slawen standen, ließen die christlichen Priester Kirchen und Kapellen erbauen. Dabei wurden auch die slawischen Götzenbilder mit in die Kirchen integriert. So benutzten die Deutschen oftmals die Heiligkeit eines Ortes oder einen alten Brauch zur Förderung der christlichen Religion, weil sie damit eine leichtere Beeinflussung des slawischen Volksgemüts erreichten, in dem sie ihnen zeigten: "Schaut her, Eure Götter vertragen sich mit unserem Gott, also könnt Ihr auch unseren Glauben annehmen und zur Kirche kommen." Heimlich verehrten die Slawen aber weiterhin ihre Götter. Später, 1567, auf dem Kirchenkonzil in Tours erhielten die katholischen Priester die Weisung, all denen den Dienst der Kirche zu verweigern, die aufgerichtete Steine verehrten. Daraus ist ersichtlich, wie zäh sich über Jahrhunderte hin die slawische Göttertradition gehalten hatte. Das Konzil in Nantes erließ die Anordnung, solche Opfersteine in tiefe Gruben zu versenken, und später mauerte man sie in eine Kirche ein. Etwas ganz Besonderes und fast Einmaliges hat die Groß-Mehßower Kirche zu bieten. Von den vielen Menschen, die die Kirche in den Jahren ihres Bestehens besuchten, wird es wohl von den allerwenigsten Beachtung gefunden haben, und wenn, dann konnten es viele nicht deuten: das Steingesicht über dem Eingang. In dem gotischen Türbogen befinden sich fünf in Raseneisenstein gearbeitete Figuren. Während sich die vier seitlichen nicht deuten lassen, befindet sich ganz oben ein Gesicht. Die Kirche in Gahlen bei Calau hat ein ähnliches Gesicht in ihren Mauern.

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Das Steingesicht an der Groß-Mehßower Kirche...............................................und an der Gahlener Kirche.

Weil es hierzu keine genauen Quellen gibt, kann man nur Vermutungen anstellen: Da der heutige Friedhof, der Groschkenberg, auch slawische Spuren enthält, wohnten im alten Mehßow sicherlich auch die Slawen. So könnte an der Stelle, wo heute die Kirche steht, sich früher ein slawischer Tempel oder heiliger Ort befunden haben. Dieser wurde dann von den deutschen Priestern im 12./13. Jahrhundert mit einer Kirche überbaut und die Figuren mit integriert. Oder die Figuren befanden sich an anderer Stelle - vielleicht war auf dem Groschkenberg eine slawische Opferstätte. Um die slawischen Einwohner Mehßows von dieser heimlichen Anbetung dort abzuhalten und sie in die Kirche zu dirigieren, hat man schließlich die Figuren in die Kirche eingemauert (16./17. Jahrhundert). Aber, wie gesagt, wir wissen es nicht genau, und können nur Vermutungen anstellen. Tatsache ist jedoch der interessante Stein mit dem Gesicht.

Der Haupteingang der Kirche. Der oberste Stein der Türwölbung ist das Gesicht.

Eine der bedeutendsten frühen Quellen für die Kirchengeschichte stellt die Meißener Bistumsmatrikel von 1495 dar. Sie zeigt die strukturelle Gliederung im kirchlichen Bereich, verzeichnet also die einzelnen Archidiakonate und Erzpriesterstühle (lat. sedes) im Bistum Meißen aus dem Jahre 1346 und früher. Sie war eine Abgabenliste, in der die zum Bistum Meißen gehörenden Pfarrämter bzw. Kirchen aufgeführt wurden. Und zwar solche, die Einkünfte hatten, denn sie mußten von jeder Mark vier Groschen an den Bischof in Meißen abführen. Die 19 Mutterkirchen des Kirchenkreises Calau wurden in folgender Schreibweise und Reihenfolge in dieser Matrikel genannt: Calo - Jhezer - Mesaw - Drehnaw - Czynnitz - Tornaw - Schönfeldt - Beichow - Lobenaw - Kolkewitz - Saßlem - Feczschow - Missen - Laß - Ogrose - Redern - Dober - Pritzschen. Die Aufzählung erfolgte ausgehend vom Erzpriesterstuhl Calau aus nach Westen und von dort kreisförmig im Uhrzeigersinn nach Norden, Osten und Süden. Ordnet man die Kirchen nach der Höhe ihrer Einkünfte, ergibt sich folgendes Bild: Einkünfte in Mark Silber 5,5 Calau, 5 Laasow, 4,5 Groß-Jehser, Lübbenau 4 Altdöbern, Fürstl.Drehna, Groß-Mehßow, Saßleben, Schönfeld, 3 Missen, Vetschau, 2 Gahlen, Kalkwitz, Ogrosen, Pritzen, Reddern, Tornow, Zinnitz, 1 Groß-Beuchow. Diese 19 Mutterkirchen, zu denen Tochterkirchen gehörten, hatten ein Jahreseinkommen von 60,5 Silbermark, von dem sie dem Bischof alle zwei Jahre in zwei Terminen ihren Zins zahlen mußten. Die kirchliche Oberaufsicht über das Gebiet führte der Archidiakon der Lausitz, der als Domherr in Meißen residierte und nur auf Inspektionsreisen hierher kam.

Wieviel Kirchen in Groß-Mehßow schon standen, läßt sich nicht genau sagen. In der Zeit der Christianisierung unseres Gebietes im 12. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind neben neuen Siedlungen auch Holzkirchen erbaut worden, denn zu damaliger Zeit war der Besuch der täglichen Messe Pflicht. Errichtet wurden wohl kleine Kirchen in Blockhütten-Bauweise. Mit der zunehmenden Bewirtschaftung der Dorfflur hat man schließlich auch genügend Feldsteine zusammengetragen, um eine Steinkirche zu bauen. Dabei ging man oft so vor, daß die neue Kirche in vergrößerter Form um die alte Holzkirche errichtet wurde, die während der Bauarbeiten in Funktion blieb und erst nach Fertigstellung des Steinbaus abgerissen wurde. Interessant ist die Bauweise der Kirchen in Ost-West-Richtung. So befindet sich im Osten des Langhauses (Schiff) der Altar, was symbolisiert: aus dem Osten kommt das Licht, das Gute (bezogen auf die aufgehende Sonne). Die uns heute vertrauten Kirchtürme sind erst später angebaut worden. Sie stellten die Wehrhaftigkeit gegen das aus dem Westen kommende Böse dar, symbolisch wieder: aus der Finsternis kommt das Böse (Sonnenenuntergang im Westen).

Oft wurden die Kirchen auch auf einer alten slawischen Kultstätte errichtet, um zu zeigen, daß das Christentum über die heidnischen Götter gesiegt hatte. Mit Sicherheit wissen wir, daß die seit Jahrhunderten in Groß-Mehßow stehende Steinkirche im 18. Jahrhundert sich in einem schlechten baulichen Zustand befand und schließlich umgebaut wurde. So hat man zuerst 1735 den Kirchturm repariert. Der untere Teil des Turmes war massiv aus Raseneisensteinen gemauert und befand sich noch in einem guten Zustand. Nur der obere Teil, der aus einer Holzkonstruktion bestand, war schadhaft. Diese wurde vollständig abgetragen und neu gebaut. Die Arbeiten verrichtete der Zimmermannmeister Klemick aus Bergen. Im Zuge dieser Instandsetzungsarbeiten dürfte auch der Knopf (Kugel) mit der Wetterfahne erneuert worden sein. In den Knopf wurde ein versiegeltes Kästchen mit einem Schriftstück über die Bauarbeiten, dem Aufsetzen von Knopf und Fahne und Geld hineingelegt. Bei dem Geld handelte es sich um ein Zweigroschenstück, das zur Königskrönung August III. (von Sachsen) 1733 geprägt wurde. Siebzehn Jahre später, 1752, folgten dann die Bauarbeiten am Kirchenschiff. Die verfallene Kirche wurde umgebaut und auch erweitert. Nähere Einzelheiten sind leider nicht bekannt, da die amtierenden Pfarrer nichts aufgeschrieben haben. Erst 1817 vermerkte der damalige Pastor Bronisch im Kirchenbuch: Die Kirche ist ... wie auch die Inschrift an der Seite nach dem Thurm hin besagt, neu gebaut oder vielmehr aus der alten repariert und erweitert im Jahr 1752. Die alte zugemauerte Thür mit der rohen Sculpturarbeit ist jedoch schon bei der alten Kirche vermauert gewesen, und hat warscheinlich einer noch älteren katholischen Kirche zum Eingange gedient. C. W. Bronisch, Pfarrer, den 16-ten Januar 1817. Vom Kirchturm wurden 1776 der Knopf mit der Wetterfahne vom Calauer Dachdeckermeister Johann Franz Puff (oder Ruff) abgebaut und zur Instandsetzung mitgenommen. Dabei hat man auch die Schachtel aus dem Knopf geöffnet und den Inhalt begutachtet. Schließlich wurde sie wieder versiegelt und in den Knopf hineingelegt. Knopf und Fahne hat der Dachdeckermeister am Donnerstag, dem 2. Oktober 1777, wieder aufgesetzt. In der alten Kirche befanden sich auch die Gräber der in Groß-Mehßow verstorbenen Pfarrer, nachweislich vom Pfarrer Agricola und Meister, sowie die Gräber der Gutsherrschaft. Zwei Grabsteine existieren noch heute. Dabei handelt es sich um den Stein des Gutsbesitzers Hans George von Drauschwitz aus dem Jahre 1625 und um einen kleineren Kindergrabstein aus der gleichen Zeit.

Die neue Kirche

Trotz der im 18. Jahrhundert an der alten Kirche durchgeführten Baumaßnahmen mußte man sich knapp hundert Jahre später wieder mit ihrem baulichen Zustand befassen. Diesmal war es der Kirchturm, der sich in einem kritischen, baufälligen Zustand befand.1859 begannen die Verhandlungen über eine eventuelle erneute Reparatur oder einen völligen Neubau der Kirche. Im selben Jahr mußte schon der baufällige Turm abgerissen werden. Man einigte sich schließlich auf einen Neubau der Kirche. Sie sollte größer und geräumiger werden als die alte, waren doch die Einwohner Groß-Mehßows und der anderen eingepfarrten Dörfer unterzubringen, zumal seit 1818 auch Radensdorf dazugehörte. Um 1862 einen zeitigen Baubeginn zu erreichen, wurde die Konfirmation 6 Wochen vorverlegt auf Sonntag, den 2. März. Sonst fand sie üblicherweise jedes Jahr immer einen Sonntag vor Ostern (Palmsonntag) statt, was in diesem Jahr der 13. April gewesen wäre. Am Montag, dem 10. März 1862, begann dann der Abriß der alten Kirche.

In den knapp zwei Jahren, als Groß-Mehßow ohne Kirche war, fand der Gottesdienst immer in der Schule statt. Um alle unterzubringen, wurde am Sonntag zweimal Gottesdienst abgehalten, jeweils um 8.00 Uhr und um 10.00 Uhr. Die Konfirmation 1863 fand dagegen in der Fürstlich-Drehnaer Kirche statt. Anfang 1864 war dann das neue prächtige Gotteshaus fertiggestellt. Die Kirche hat nun eine Länge von 19,77 m und ist 12,71 m breit. Die Altarnische auf der Ostseite mißt 1,88 m in der Länge und 5,81 m in der Breite. Der Kirchturm ist 5,02 m im Quadrat und 35 m hoch. Die Baukosten beliefen sich laut Kostenanschlag auf 7349,35 Taler.

Am 9. Februar 1864, es war der Faschingsdienstag, wurde mit einem Festgottesdienst die neue Kirche eingeweiht. Pfarrer war damals George Christian Lützen, der spätere Calauer Superintendent (1871-1901). Als Geschenk erhielt sie vom Gutsbesitzer, dem Staatsminister Robert Freiherr von Patow, eine Altardecke, Taufsteindecke und eine Kanzeldecke aus schwarzem Tuch mit Goldbesatz. Ein Fräulein von Rheden Buriz schenkte einen 100 Gramm schweren innen vergoldeten Kelch von schlanker Form. Bereits den ersten Sonntag nach der Einweihung fand die erste Taufe statt. Am 14. Februar (Valentinstag) wurde der am 20. Januar 1864 geborene Friedrich Otto Franke in der neuen Kirche getauft. Der Junge stammte aus Groß-Mehßow und war der Sohn des Häuslers und Zimmergesellen Gottlieb Franke.

Als Baumaterial für die neue Kirche bis zum Sims dienten drei verschiedene Steinsorten. Außen kamen hauptsächlich Feldsteine zum Einsatz, bis auf die Ecken, wo behauene Raseneisensteine eingesetzt wurden. Innen und für die Feinarbeiten der Fenster und Türen verwendete man gebrannte Lehmziegel. Sie sind etwas größerformatig, als wir sie heute kennen: Länge 29 cm, Breite 13,5 cm und Höhe 7 cm (heute 24 cm x 11,5 cm x 7 cm). Sämtliche nutzbaren Feld- und Raseneisensteine aus dem Abrißmaterial der alten Kirche wurden wieder verwendet. Ab Simshöhe setzte man nur noch Ziegelsteine ein. Raseneisenstein, auch Rasenerz, Wiesenerz oder Sumpferz genannt, ist ein rostbraunes Erz, aus dem unsere Vorfahren einst Eisen geschmolzen haben. Schon für den Bau der alten Kirche wurde der Raseneisenstein aus dem Babbener Steinbruch herangeholt. Der aufmerksame Pilzsucher, der den Wald an der Babbener Grenze und darüber hinaus durchwandert, wird hier und da diesen Stein entdecken. Raseneisenstein ließ sich im Gegensatz zu Feldsteinen bzw. Granit leichter bearbeiten und ermöglichte eine Formgebung bis in die feinsten Einzelheiten. So wurden viele Zierglieder an Kirchen und Schlössern in unserer Gegend aus diesem Material gefertigt. Einer der Maurer hat sich an der Kirche vermutlich einen kleinen Scherz geleistet. Er hat den Kopf einer porzellanen Tabakspfeife mit eingemauert. Dieses weiß leuchtende und mit einem Bild versehene Stück kann man heute noch gut an der nördlichen Seite des Turmes sehen.

Der an der Nordseite des Turmes eingemauerte Pfeifenkopf. Die alte 1864 eingebaute Pendeluhr.

Die Turmhaube wurde diesmal in Bleistiftform errichtet und erhielt ein Schieferdach. Anstatt der Wetterfahne, die die alte Kirche zierte, hat man ein Kreuz auf die Kugel gesetzt. Beide bestanden aus Zinkblech und waren nicht vergoldet. Erst bei den 1985 durchgeführten Instandsetzungsarbeiten sind Kugel und Kreuz erneuert und vergoldet worden.

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1914 -1918

Gott bietet jedem Gemüt die Wahl zwischen Wahrheit und Ruhe. Nehme was dir gefällt - beides kannst du nie haben. Ralph Waldo Emerson (1803-1882) amerikanischer Dichter.